Mit einem Lächeln folgte sie den dreien, ein begeisterter Glanz in ihren blaugrauen Irden kaum zu verbergen. Vergessen war der komische Vorfall. Wie vom Wind, der sachte umherwehte und ihre kurzen blonden Haare durcheinanderbrachte. Sie verabschiedete sich winkend fürs Erste von Louie-Louie und Tilestone.
Amelia musste Schmunzeln, als sie Kalifa sah. Sie hatte definitiv den Sekretärlook getroffen. Andererseits, so rannte sie immer schon rum. Als wäre sie für den Job geschaffen. Bei Pauly’s Meckern runzelte sie die Stirn. Was hatte er denn auf einmal. Der Rock war doch okay, betonte halt ihre schönen, schlanken Beine.
Herr Eisberg schüttelte den Kopf darüber und Kalifa rollte mit den Augen. „Übertreib mal nicht, Pauly.“ Der Bürgermeister der Stadt wendete sich an Amelia. „Ich schätze mal, du bist die Person, die sich bei mir bewerben will?“ Sie nickte grinsend. „Jep, das wär ich. Es freut mich, Sie kennenzulernen, Herr Eisberg und…“, sie wich ab zur Stille, als er sich nebenbei einfach mal den Finger in die Nase schob. Sie hob eine Braue und sprach dann weiter, während sie etwas aus ihrer Umhängetasche rausholte. „Hier ist meine Bewerbung.“ Kalifa nahm diese entgegen und öffnete die Mappe.
„Dir ist aber bewusst, dass ich schon eine Sekretärin hab, oder?“, fragte er nach, was sie zum Lachen brachte. „Ist ganz klar zu sehen. Nein, für so eine langweilige Position“, Kalifa sendete ihr einen leicht genervten Blick. „Würd ich es gar nicht erst versuchen. Ich will mich als Schiffszimmermann bewerben. Oder Schiffszimmerin. So oder so“, Amelia zuckte die Schultern und grinste ihm schief entgegen. „Ich entspreche nicht ganz dem Stereotypen.“ Genau auf so eine überraschte Reaktion hatte sie gehofft, weswegen sie bei ihrem Anruf gar nicht erst detailliert hat, für was für eine Stelle sie sich bewerben wollte. „Ich würde sagen, Schiffszimmerleute braucht man immer, oder?“ Überlegend fuhr sich Eisberg übers Kinn und sah rüber zu seiner Sekretärin. „Wie sieht es aus?“ Kalifa ruckte sich ihre Brille zurecht und nickte. „Ihr bisheriges Können lässt nichts zu wünschen übrig. Sie hat in mehreren verschiedenen Werften gearbeitet und wurde als herausragend bezeichnet“, sie schickte Amelia ein kleines Lächeln und fuhr dann fort. „Jedoch könnten das alles Lügen sein, damit sie hier einen Job bekommt“, meinte sie trocken.
„Oh, Sie können gern die Werften anrufen, falls Sie beunruhigt sind. Ich bin mir sicher, dass Sie in Kontakt stehen.“ Amelia war bewusst, dass Kalifa es so formulieren musste. Eisberg lächelte. „Kalifa?“ So schnell konnte keiner sehen, hatte sie eine Teleschnecke zur Hand. Sekretärin des Jahrhunderts? Vermutlich. „Schon dabei.“
Während Kalifa die Anrufe tätigte, stellte Eisberg weitere Fragen. „Bist du dir sicher, dass du für diesen Job geeignet bist? Nichts für ungut, aber du siehst nicht wirklich so aus, als könntest du groß mit anpacken“, er verschränkte die Arme und musterte sie interessiert. Amelia grinste. „Darüber brauchen Sie sich keine Sorgen machen.“ Ihre Tasche stellte sie am Boden ab, bevor sie ihren Hoodie über den Kopf zog. Unter der weiten Kleidung konnte man ja allerlei Statur vermuten. Vielleicht wurde sie für mollig gehalten- breite Schultern hatte sie ja. Oder vielleicht dünn, das eher weniger, schätzte sie. Leute taten alles, um sich zu verstecken. Amelia tat es nur, um den Schock zu sehen, da die Gesichter einfach unbezahlbar sind. „Eigentlich keine schlechte Idee“, meinte sie. „Es wurde sowieso zu heiß da drunter.“ Amelia warf ihnen ein Grinsen zu. Nun war ihr stark trainierter Körperbau unübersehbar. Die definierten Arme, die breitere Taille, um die sie die Ärmel ihres Hoodies band und die kleinen, beziehungsweise kaum existierenden Brüste, die sie überhaupt nicht störten. Ganz im Gegenteil, sie fragte sich eher, wie es andere Frauen aushielten solche Böller vor sich tragen zu müssen. Mal ganz abgesehen von den ungemütlichen BH’s. Einfach schrecklich.
Unten drunter hatte sie natürlich ein Tanktop an, also chill, Pauly. „Überzeugt, dass ich mit anpacken kann?“, grinste sie ihnen weiterhin entgegen. Die Gesichtsausdrücke waren genial!
Kalifa kam zurück, sie hatte etwas abseits gestanden, um in Ruhe telefonieren zu können. „Also, ich kann bestätigen, dass sie auf diesen Werften ausgezeichnete Arbeit geleistet hat und dass sie mit ihrem Können hier besser aufgehoben wäre.“ Perfekt.